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EXPERIMENTELLE ARBEITSREIHE <<KLEIDEREI>>

Ich stelle eine künstlerische Arbeitsreihe <<KleiderEi>> vor, in der ich mich mit der plastisch-räumlichen Dimension von Schnitten, Hüllen und Kleidformen beschäftige.

Diese Entwicklungsreihen sind die experimentelle Grundlage für weitere Studien zu historischen Schnitten, Falten und Kleidformen, um das Lehramt mit einer schriftlichen Hausarbeit in diesem Fach abzuschließen.

 

Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die Formgebung von Kleiderhüllen. Mit Hilfe von Schnitt und Falte erforsche ich die Verhältnisse zwischen Körperformen, Schnitten und Kleidformen. Das Ziel meiner Experimente und Arbeitsreihen ist es, die Hüllenformen eines Körpers aus einer Grundform – dem Ei logisch abzuleiten und Schnittkonstruktionen und Schnittvarianten daraus zu entwickeln. Dafür stelle ich zwischen der Gestalt des Eis und der Gestalt des menschlichen Körpers eine Verbindung her.

Das Ei ist die weibliche Fortpflanzungszelle von vielgestaltigen Organismen. Der einfachen Grundform des Eis, dessen Inneres durch eine feste und gleichzeitig zerbrechliche, naht- und kantenlose Hülle umgeben ist, steht die Vielzahl und Vielfalt der sich in dem Ei entwickelnden Körper gegenüber. Den nackten, menschlichen Körper bedecken und verhüllen wir auf vielfältige Weise wieder durch unsere Kleidung. Die Hüllenform des Eis und die Gestalt des menschlichen Körpers verbinde ich unter dem Aspekt der Schnittgewinnung und Schnittentwicklung miteinander.

Für die Oberfläche des Eis lässt sich ein idealer Grundschnitt durch die Gliederung in einzelne gleiche Segmente herstellen. Aus den flächigen Segmenten – Schnittteilen kann die Hülle des Ei-Körpers wieder zusammengesetzt werden. Die klassische Konstruktion der Kleiderschnitte, die aus dem Streben nach Präzision, Praktikabilität und Ökonomie entwickelt wird und auf einem Proportionskanonbasiert, dem der Goldene Schnitt des menschlichen Körpers zugrunde liegt, ist komplex. Ihre Entwiklung erfolgt nach folgenden Schritten: der Abnahme der Körpermaße, der Berechnung der Proportionalmaße und Berechnung der Zugaben.

Die universale Schnittsegmente des Eis auf die komplizierten Formen des menschlichen Körpers zu übertragen und für verschiedene Formen von Verhüllungen zu variieren ist mein Ziel. Auf diese Weise stelle ich die geometrische Form des Ei-Schnittes der klassischen Konstruktion der Kleiderschnitte gegenüber. Meine Entwicklungsreihe arbeitet mit der Reduzierung auf die geometrische Grundform einer Ellipse, die in ihrer systematischen Veränderung zu Körperhüllen variiert sind. Durch einfache Schnittkonstruktionen und Schnittabwandlungen, durch eine grundsätzliche Materialvariation (steif-weich; durchsichtig-undurchsichtig) und durch die Ein-Faltung von Mehrweiten schaffe ich einen Übergang von geometrisch – räumlichen Hüllenformen zu komplex anmutenden, drapierten Kleiderhüllen. 

Schnitt und Falte sind für meine Experimente ein Instrument der Hüllenbildung. Sie sind zwei unterschiedliche raumbildende Methoden, um eine Stofffläche an den menschlichen Körper anzupassen. Sie spielen eine große Rolle nicht nur bei der Entwicklung der Bekleidung, sondern auch für Design der Gebrauchsgegenstände, sobald es um Hüllenformen (z.B. Polsterüberzug, Tasche) geht. Der Schnitt tritt am 

Bei meiner Arbeit spielt die Materialwahl eine wichtige Rolle. Die Schnitthüllen fertigte ich aus den weißen, gestärkten und matten Baumwollstoff, die gekräuselten Kleiderhüllen – aus dem grauen, weichen, glänzenden und transparenten synthetischen Stoff. Diese intuitive Stoffwahl wurde während der Arbeit verstärkt, weil sie die unterschiedlichen Eigenschaften des Schnittes und der Faltungen betonte und ihre Einsatzmöglichkeiten für verschiedenen Zwecke erweitert.

Die Arbeit fasst die Experimente, die ich mit Schnitten und Hüllen durchgeführt habe, in folgende drei Werkreihen zusammen:

  1. Körperhülle: Ei-Schnitte;

  2. Schnittformen: Ei-Objekte;

  3. Kleiderhüllen: Ei-Kleider.

Alle Entwicklungsphasen werden durch Zeichnungen, genähte Objekte und Fotografien dokumentiert. 

Die Entwicklung der Kleiderhüllen wird ausgehend von der Entwicklung der Schnitte über Experimente mit Faltungen dargestellt. Bei den praktischen Experimenten sind bei der Schnittentwicklung und der Faltenbildung erkundete ich folgende plastisch – räumliche Funktionen des Schnittes und der Falte: 

Der Schnitt ist sowohl für eine genaue Abformung eines Körpers geeignet als für die Entwicklung von erweiterten Körperhüllen. Die geometrischen eiförmigen Schnitte lassen sich den Rundungen des Oberkörpers anpassen, indem die flächigen Schnittteile so zusammengesetzt werden, dass sie die Oberfläche des Körpers perfekt rekonstruieren. Zudem werden die geometrischen Schnittkonstruktionen durch die Variationen (Verlängerung, Vergrößerung) räumlich erweitert und dadurch die Körperformen <<paraphrasiert>>. In meiner Arbeit tritt der Schnitt als Primärverfahren vor. 

Die Falte ermöglicht es, die Oberfläche der Kleiderhülle und ihre Umrisse auf eine andere Weise variationsreich zu erweitern und zu gestalten. Die faltigen Teile basieren ebenfalls auf den Schnittformen, die durch Zugabe von Mehrweiten verändert sind. Durch diese Flächevergrößerung und Fächervariation werden die Kleiderhüllen flexibel und können an die unterschiedlichen Teile des menschlichen Körpers angepasst werden. Am Anfang der Arbeit setzte ich die (Kräusel-) Falte als Sekundärverfahren für meine Experimente ein. In der letzten Arbeitsphase wird sie zum selbstständigen und einzigen Mittel der Hüllenformung. Diese Entwicklung soll zeigen, dass Schnitt und Falte eine Vielfalt der Formungs- und Umformungsmöglichkeiten bieten.

Einfache geometrische Schnittformen erzeugen im Zusammenhang mit Falten unterschiedliche Effekte und bieten variationsreiche Gestaltungsmöglichkeiten. In meiner Arbeit unterstützen die Eiformen und eingekräuselten Mehrweiten sich wechselseitig. Ihre Funktionen werden gesteigert und sie verdeutlichen und veranschaulichen sich gegenseitig.

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